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nutriCARD unterwegs: Besuchereindrücke von der Ausstellung "Future Food" im Deutschen Hygiene-Museum Dresden

Die Zukunft der Ernährung liegt nutriCARD am Herzen. Gerne sind wir – die nutriCARD-Arbeitsgruppe Ernährungskommunikation an der Universität Leipzig – daher der Einladung der Ausstellung „Future Food. Essen für die Welt von morgen“ ins Hygienemuseum Dresden gefolgt und haben uns inspirieren lassen vom Blick der Ausstellungsmacher über eines der spannendsten und drängendsten Fragen der Gegenwart. Ein kleines Resümee in Form subjektiver Eindrücke.

Dr. Tobias D. Höhn, Leiter Kommunikation und Medienforschung nutriCARD: „Future Food – ein großer Titel für eine Ausstellung, der eines bewirkt: Er regt zum Nachdenken an. Und dieser Verdienst kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden, denn das ist die Grundlage für eine Änderung tradierten Handelns. Wie kann eine gesunde, nachhaltige Ernährung gelingen? Welche zukunftsweisenden Ansätze gibt es? Wie kann Überfluss und Verschwendung kanalisiert und Verteilungsgerechtigkeit erreicht werden? Diese Schau ist nicht belehrend, sondern hinterfragend – und bezieht dafür ganz unterschiedliche Ergebnisse aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ein. Sie steht damit prototypisch für unser Anliegen in nutriCARD: Ernährung ist eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft, nur so können Zukunftsfragen umfassend beantwortet werden. Future Food spannt diesen Bogen, veranschaulicht dies auch durch künstlerische Arbeiten und einen hohen Interaktivitätsgrad. Die Tiefe der Exponate erschließt sich erst durch eine moderierte Führung. Eines leistet sie nicht, und gerade darin zeigt sich die Notwendigkeit unserer Arbeit: Einfache Antworten auf komplexe Fragen zu liefern.“

 

Charmaine Voigt, wissenschaftliche Mitarbeiterin: „Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll alle Problemfelder der Ernährung in einer globalisierten Welt auf. Die abwechslungsreich gestalteten Stationen liefern zahlreiche Denkanstöße. Lösungsansätze werden vereinzelt zwar angedeutet, am Ende bleibt der Museumsbesucher durch die gewaltige Informationsfülle aber im Dunkeln stehen.“

 

Marcus Anhäuser, wissenschaftlicher Mitarbeiter: „Das ist ein vielfältige Ausstellung zum Thema Ernährung, auch wenn sie in vielen Bereichen eher eine Beschreibung der Gegenwart (teils der Vergangenheit) ist als ein Ausblick in die Zukunft (Titel: Future Food). Dies gelingt vor allem im Bereich der praktischen Anwendungen von Lebensmittelproduktion im ersten Teil, wenn Vorrichtungen präsentiert werden, mit denen Lebensmittel auf den Dächern der Städte angebaut werden können, was ja vereinzelt auch jetzt schon gemacht wurde. Die Ausstellung nutzt medial alles, was es so gibt, von realen Exponaten und Installationen, über Audio, Video, Text und Karten. Teilweise muss man sich wirklich Zeit nehmen, um sich einen Bereich auch interaktiv zu erschließen. Was fehlt: Statt eine ganze Tischreihe dem esoterischen biodynamischen Landbau der Anthroposophen um Steiner zu widmen (ziemlich unkritisch wie ich finde), gab es zum Thema CRISPR/Cas und neue Gentechnologie und die neuen Möglichkeiten fast gar nichts (oder ich habe es übersehen). Das war ein bisschen schwach für eine Ausstellung, die über die Zukunft der Ernährung berichtet.“

 

Anne Kraemer, wissenschaftliche Hilskraft: „Mir sind die verschiedenen Begründungen für eine vegetarische oder vegane Ernährung besonders in Erinnerung geblieben: Bereits in den 1920er Jahren wurde ein erstes Fleischersatzprodukt, eine Sojawurst, auf den Markt gebracht, um in Inflationszeiten möglichst viele Personen möglichst günstig zu ernähren. Also waren ökonomische Gründe ausschlaggebend. Viele Jahre später veranlassten ebenfalls wirtschaftliche Gründe das Lebensmittelunternehmen "Rügenwalder Mühle" dazu Fleischersatz zu produzieren. In der Ausstellung sind mir vor allem die ökologischen Begründungen, den Fleisch- und Fischkonsum zu reduzieren, aufgefallen. Gefehlt hat mir jedoch eine Betrachtung der gesundheitlichen Gründe, z. B. zur Hygiene in Massentierhaltungen und möglichen Krankheitsübertragungen durch Fleisch.“

 

Katja Lütjens, Projektassistentin: „Bei der Ausstellung wurde mehr vom ‚Jetzt‘ dargestellt als von der Zukunft. Es gab zwar die zwei bis drei Beispiele zur Anzucht und Bewässerung von Pflanzen (Aquarium und Anzuchtbox) oder die Fleischalternativen, aber mehr war da irgendwie nicht. Hätte mir da etwas mehr gewünscht. Ich hätte mir auch mehr Kritik an Politik und Industrie gewünscht. Diese beiden sind ja nun wesentlich mit an unserer zukünftigen Ernährung beteiligt. Sonst war es eine informative Ausstellung mit einigen Aha-Momenten.“

 

Weitere Informationen zu den Forschungsschwerpunkten der Arbeitsgruppe Ernährungskommunikation: https://www.nutricard.de/forschung/arbeitsgruppe-ernaehrungskommunikation

Die nutriCARD-Arbeitsgruppe Ernährungskommunikation von der Universität Leipzig vor dem Hygienemuseum in Dresden (von links): Dr. Tobias D. Höhn, Marcus Anhäuser, Katja Lütjens, Anne Kraemer und Charmaine Voigt. Foto: Dr. Tobias D. Höhn