Aktuelles aus dem
nutriCARD-Cluster

nutriCARD im Gespräch mit ...

... Angela Patricia Moissl, wissenschaftliche Mitarbeiterin (Doktorandin) in der Arbeitsgruppe Biochemie und Physiologie der Ernährung, Institut für Ernährungswissenschaften, Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Seit wann bist du im Kompetenzcluster für Ernährung und kardiovaskuläre Gesundheit – nutriCARD?

Seit Dezember 2019 arbeite ich in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Stefan Lorkowski im nutriCARD-Projekt „Ernährungsassoziierte Biomarker“. Im Juli 2020 habe ich dann meine Promotionsarbeit zum Thema „Zusammenhänge zwischen nahrungsassoziierten Biomarkern, Genen und kardiovaskulären Risikofaktoren – Betrachtungen in Kohortenstudien“ begonnen.

In welchem nutriCARD-Projekt bist du involviert?

Im Projekt P2B3/4 geht es um die Identifizierung, Charakterisierung und Validierung von ernährungsrelevanten Biomarkern sowie um Gen-Nährstoff-Interaktionen. Mein Ziel ist es, im umfassenden Datensatz der Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health (LURIC) Study, die von Prof. Winfried März und seiner AG (V. Medizinische Klinik, Medizinische Fakultät Mannheim, Universität Heidelberg) durchgeführt wird, Faktoren zu identifizieren, die den Einfluss der Ernährung auf das Krankheitsrisiko anzeigen oder erklären könnten.

Was ist denn die LURIC-Studie?

Ziel der LURIC-Studie ist es, individuelle Risiken für Herz-Kreislauferkrankungen zu definieren und anhand dieser Ergebnisse die Prävention zu verbessern. Für die Studie standen 3316 Studienteilnehmende zur Verfügung, welche in den Jahren 1997-2000 rekrutiert wurden.

Alle Studienteilnehmenden wurden im Ludwigshafener Klinikum wegen Herz-Kreislauferkrankungen behandelt und hatten eine Koronarangiographie erhalten. Darüber hinaus hatten sich die Teilnehmer verpflichtet, in umfangreichen Fragebögen detailliert Auskunft über ihre Ernährung und ihre Lebensgewohnheiten zu geben. Der Nachbeobachtungszeitraum beträgt aktuell 20 Jahre und wird aufgrund der notwendigen Corona-Einschränkungen erst in diesem Jahr abgeschlossen sein. Aufgrund der langen Nachbeobachtungszeiten können die Daten direkt mit der langfristigen Prognose der Patienten korreliert werden.

Wegen der detaillierten und umfangreichen Datensammlung und der langen Nachbeobachtung der Studienteilnehmenden ist LURIC eine außerordentlich wichtige epidemiologische Studie, aus der sich viele neue Erkenntnisse zur Prävention von Herz-Kreislauferkrankungen ableiten lassen. Da auch Blutproben der Studienteilnehmenden vorliegen, können anhand moderner Analyseverfahren aufschlussreiche biochemische und genetische Daten erhoben werden. Ich arbeite die umfangreichen Datensätze statistisch auf und versuche mithilfe der Studie den Einfluss der Ernährung auf kardiovaskuläre Erkrankungen zu untersuchen.

Konntest du bereits ernährungsrelevante Biomarker für Herz-Kreislauferkrankungen identifizieren?

Eine Publikation zum Alkoholkonsum und seinen Auswirkungen auf Personen mit kardiovaskulären Erkrankungen ist letztes Jahr veröffentlicht worden, eine weitere angrenzende Publikation zu Geschlechterunterschieden wurde Anfang des Jahres veröffentlicht [1,2]. Als Co-Autoren haben wir uns unter anderem die nicht alkoholische Fettleber in der LURIC-Kohorte angeschaut [3].

Aktuell betrachten wir den Einfluss von Carotinoiden auf die kardiovaskuläre Gesundheit und schauen uns zudem auch noch die Rolle der Niere genauer an. Der Einfluss von bestimmten Aminosäuren, welche über die Nahrung aufgenommen werden, ist ebenfalls Bestandteil unserer Untersuchungen.

Was schätzt du an deiner Tätigkeit innerhalb von nutriCARD, welche besonderen Möglichkeiten als Wissenschaftlerin bietet es dir?

Ich schätze die Interdisziplinarität in diesem Projekt sehr. Ich selbst komme aus den angewandten Geowissenschaften, wo ich mich unter anderem mit Feinstaubanalysen beschäftigt habe. Seit März 2019 bin ich außerdem zertifizierte Fachökotoxikologin.

Im Bereich der Prävention arbeite ich seit dem Jahr 2016 - mit Unterbrechungen - mit Herrn Prof. März und seinem Team zusammen und konnte aus einer anderen Perspektive viele Fragestellungen betrachten. So schauten wir uns z. B. den sozioökonomischen Status im Zusammenhang mit der Mortalität in der LURIC-Studie 2019 an [4].

Durch den Kontakt und Austausch im nutriCARD-Cluster habe ich persönlich das Gefühl, einen wertvollen Schnittpunkt verschiedener Disziplinen vereinen und meine interdisziplinären Erfahrungen teilen zu können.

Welche nutriCARD-Events haben dir besonders gut gefallen und warum?

Da ich kurz vor der Covid-19 Pandemie zu dem Projekt dazu gestoßen bin, muss ich tatsächlich sagen, dass mir die persönlichen Treffen am besten gefallen haben. Vorteile der Digitalisierung hin oder her, persönliche Treffen sind immer noch am schönsten.

 

 

References

[1]    A.P. Moissl, G.E. Delgado, B.K. Krämer, C. Dawczynski, T. Stojakovic, W. März, M.E. Kleber, S. Lorkowski, Alcohol consumption and mortality: The Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health (LURIC) study, Atherosclerosis 335 (2021) 119–125. doi.org/10.1016/j.atherosclerosis.2021.08.014.

[2]    A.P. Moissl, G.E. Delgado, B.K. Krämer, C. Dawczynski, T. Stojakovic, W. März, M.E. Kleber, S. Lorkowski, Gender- and subgroup-specific sensitivity analysis of alcohol consumption and mortality in the Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health (LURIC) study, Data Brief 41 (2022) 107873. doi.org/10.1016/j.dib.2022.107873.

[3]    G.E. Delgado, M.E. Kleber, A.P. Moissl, B. Yazdani, A. Kusnik, M.P. Ebert, W. März, B.K. Krämer, A. Lammert, A. Teufel, Surrogate scores of advanced fibrosis in NAFLD/NASH do not predict mortality in patients with medium-to-high cardiovascular risk, Am. J. Physiol. Gastrointest. Liver Physiol. 321 (2021) G252-G261. doi.org/10.1152/ajpgi.00058.2021.

[4]    A.P. Moissl, G.E. Delgado, B.K. Krämer, W. März, M.E. Kleber, T.B. Grammer, Area-based socioeconomic status and mortality: the Ludwigshafen Risk and Cardiovascular Health study, Clin. Res. Cardiol. 109 (2020) 103–114. doi.org/10.1007/s00392-019-01494-y.

nutriCARD Nachwuchswissenschaftlerin Angela Patricia Moissl in ihrem Schrebergarten
Angela P. Moissl mit geerntetem Gemüse aus ihrem Garten. Foto: A.P. Moissl